Sicher und gesund Arbeiten im Pandemiefall – Krisenmanagement bei der Gerresheimer AG

Da der Behälterglashersteller seine Produktion während der Coronapandemie aufrechterhalten und teilweise ausweiten musste, ergriff der Betrieb umfangreiche Maßnahmen zur Minimierung des Infektionsrisikos.

Mit dem Beginn der Infektionswelle durch das Coronavirus SARS-CoV-2 im Februar 2020 rief die Gerresheimer AG ein konzernübergreifendes Krisenteam ins Leben, um einheitliche Hygienestandards zu entwickeln und die Standorte bei deren Umsetzung zu unterstützen. In der „Spessartglashütte“ im unterfränkischen Lohr am Main tagte das Krisenteam zunächst täglich per Videokonferenz, dann zweimal wöchentlich. Dabei besprachen die Werksleitung, die Betriebsärztin, der Betriebsrat, die Fachkraft für Arbeitssicherheit, Vertreter der Personalabteilung und einige weitere Führungskräfte nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt jeweils die aktuelle Situation vor Ort. Das Krisenteam beurteilte die Wirksamkeit der getroffenen Schutzmaßnahmen und legte notwendige Anpassungen fest. Über die Schichtleiter erhielten die Beschäftigten sofort oder zum jeweiligen Schichtbeginn die aktuellen Informationen. Den Beschäftigten standen feste Ansprechpartner und ein internes Notfalltelefon zur Verfügung.

Neben allgemeinen Hygieneregeln wie der Husten-Nies-Etikette und Abstandsregelungen erhielten die Beschäftigten an zentralen Aushängen Informationen über die Nutzung der zusätzlich bereitgestellten Hygienespender. Zum Infektionsschutz trug außerdem eine zusätzliche Reinigung von Handläufen und Türgriffen bei. Das Vorgehen für die häusliche Quarantäne im Coronaverdachtsfall galt es ebenso zu regeln wie die Betreuung von Angehörigen oder die Beantragung der Notbetreuung für Kinder.

Die Glasproduktion erfolgt im Gerresheimer-­Werk in Lohr im vollkontinuierlichen Vierschichtbetrieb. Um das Infektionsrisiko innerhalb einer Schicht zu senken, teilte das Unternehmen die Beschäftigten in feste Teams ein. Die Teammitglieder trugen dazu farbige T-Shirts, wobei jedem Team eine bestimmte Farbe zugeordnet war. Um den Beschäftigten die Einhaltung der Mindestabstände  zu Beginn und am Ende der Schicht zu erleichtern, beschloss das Krisenteam, die Schichtzeiten der verschiedenen Teams jeweils im Viertelstundentakt zu verschieben. Da auch in den Pausen unnötiger Kontakt vermieden werden sollte, gab es festgelegte Pausenzeiten und individuell zugeordnete Sitzplätze in der extra erweiterten Werkskantine. Die Tische erhielten Kennzeichnungen entsprechend den jeweiligen Teamfarben (roter, blauer, grüner oder gelber Tisch). 

Das Unternehmen stellte seinen Beschäftigten Mund-Nasen-Bedeckungen (MNB) zur Verfügung. Zum Beispiel trugen die Schichtleiter am heißen und kalten Ende der Produktion MNB, da sie gruppenübergreifend tätig sind. Für alle weiteren Arbeitsplätze wurden MNB bei Bedarf und auf Wunsch zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus gab es noch jeweils zwei MNB für den privaten Gebrauch. 

Zusätzlich zu diesen Maßnahmen setzte Gerresheimer – wie viele Betriebe – bei den Bürobeschäftigten verstärkt auf Homeoffice und Videokonferenzen. Frei werdende Besprechungszimmer wurden als zusätzliche Einzelbüros genutzt. Zudem empfahl das Unternehmen, auf Fahrgemeinschaften zu verzichten und erließ Beschränkungen für Dienstreisen, für den Zutritt betriebsfremder Personen und für den Einsatz von Fremdfirmen. Auf diese Weise gelang es, die Beschäftigten wirksam vor einer Infektion am Arbeitsplatz zu schützen.

Drei Fragen an den Werksleiter

Wie wurden die Maßnahmen zur Senkung des Infektionsrisikos von Ihren Beschäftigten aufgenommen?

Erfreulich waren und sind trotz der schwierigen Situation die hohe Akzeptanz, Motivation und die gute Kommunikation bei und mit den Beschäftigten. Es gab keinen Coronafall im Unternehmen und generell ist die Krankenquote derzeit sehr gering. Von weiteren positiven Effekten, wie dem sicheren und schnelleren Maschinenumbau in den festen Teams, können wir auch künftig profitieren.

Was war aus Ihrer Sicht der Schlüssel zum Erfolg?

Dass die eingeleiteten Maßnahmen in unserem Werk so erfolgreich waren, ist in erster Linie der Verdienst unserer Beschäftigten, die sich an die Regeln gehalten haben. Als Zeichen der Wertschätzung haben wir deshalb zu Ostern Gutscheine im Wert von 50 Euro für regionale Geschäfte verteilt, was sehr gut ankam.

Wie ging es danach in Ihrem Betrieb weiter?

Obwohl im Mai in mehreren Bundes­ländern deutliche Lockerungen der eingeleiteten Beschränkungen beschlossen wurden, behalten wir die bisher erfolgreich eingeleiteten Maßnahmen aus Sicherheitsgründen vorerst bei.

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