Im Jahr 2022 waren rund 16.000 Beschäftigte in mehr als 150 Unternehmen in der Teilbranche „Herstellen von Einscheibensicherheits-, Isolier- und Verbundscheibensicherheits-Glas“ bei der VBG versichert. Nach wie vor ereignen sich in diesem Bereich überdurchschnittlich viele Unfälle. Im Jahr 2022 waren es knapp 1.000 meldepflichtige Arbeitsunfälle. Damit lag die Unfallquote bei 64 je 1.000 Versicherte, folglich fast doppelt so hoch wie in der gesamten Glas-Industrie mit 33.
Nach einer Beratungsaktion der VBG von über 100 Unternehmen in den Jahren 2015 und 2016 war die Unfallquote innerhalb von fünf Jahren zunächst deutlich gesunken (von 61 auf 47). Dass die Zahlen aktuell wieder über dem Ausgangswert liegen, zeigt allerdings, dass erneut Handlungsbedarf in der täglichen Praxis besteht.
Unfallschwerpunkte
Die VBG-Analyse ergab damals folgende Schwerpunkte:
- Verletzungsgrad: häufig leicht bis mittelschwer
- Betroffene Körperteile: Hand (über die Hälfte aller Fälle), danach Unterarm und Unterschenkel
- Verletzungsart: Stich- und Schnittverletzungen (zwei Drittel aller Fälle), Quetschungen und Eindringen von Fremdkörpern
- Tätigkeiten während des Unfalls: Handling von Flachglas beim Be- und Entladen, Bewegung (Gehen, Stehen, Heben und Tragen), innerbetrieblicher Transport
- Beteiligte Arbeitsmittel: Transportmittel und -gestelle, Kipp-, Brech- und Schneidetisch, (Cutter-)Messer
- Diese Schwerpunkte spiegeln sich auch fast zehn Jahre später im gemeldeten Unfallgeschehen wider.
Persönliche Maßnahmen
Einfache und wirksame persönliche Schutzmaßnahmen sind schnitthemmende Langarmshirts und Hosen sowie Korrektionsschutzbrillen (Schutzbrillen mit Sehstärke). Letztere verhindern das Eindringen von herumfliegenden Glassplittern, zum Beispiel beim Abwerfen von Reststücken am Schneidtisch. Gegen die dabei entstehenden Lärmspitzen schützen Otoplastiken das Gehör.
Technische Maßnahmen
Grundsätzlich sind nach dem TOP-Prinzip vorrangig technische und organisatorische Schutzmaßnahmen umzusetzen. Eine wichtige Rolle spielen hier vor allem Sicherheitskranhaken, die schwere Arbeitsunfälle beim Kranen von Flachglas verhindern können. Dazu zählen Verletzungen durch herunterfallende Glaspakete und durch das Anstoßen mit scharfen Glaskanten. Die Kranhaken sind mit mechanischer oder elektromagnetischer Sicherung ausgestattet. Zusätzliche Sicherheitseinrichtungen für Flachglasladegabeln, wie Sensoren zur sicheren Aufnahme und zum Festhalten des Glaspakets, und ein Hologramm zur Kennzeichnung des sicheren Bedienplatzes sowie spezielle Sicherheitseinrichtungen für Vakuumhebeeinrichtungen, wie Druckwächter und Positionsschalter, schützen die Beschäftigten ebenso vor Schnitt- und Quetschverletzungen.
VBG-Prämienverfahren
Diese technischen und personenbezogenen Maßnahmen können im Rahmen des VBG-Prämienverfahrens finanziell gefördert werden:
Zwei Fragen an die Expertin
Worauf ist beim Einkauf von schnitthemmender PSA zu achten?
Sie muss eine CE-Kennzeichnung nach der PSA-Verordnung EU 2016/425 aufweisen. Die vom Hersteller angegebene Schnittschutzfestigkeit muss je nach Anwendungsfall mindestens der Leistungsstufe 4 oder C (DIN EN 388/EN ISO 13997) entsprechen.
Wie lassen sich die Beschäftigten zum Tragen von PSA motivieren?
Vor der Anschaffung sollten Tragetests durchgeführt werden und die Beschäftigten sowie der Betriebsarzt in die Auswahl eingebunden werden. Von der PSA sollten ausreichend Wechselpaare zur Verfügung stehen. Hosen sollten geeignete Taschen haben. Die bestimmungsgemäße Nutzung, die Reinigung und Aufbewahrung sollten im Rahmen einer Unterweisung vermittelt werden.