In einem Unternehmen der grobkeramischen Industrie ereignete sich ein Unfall bei Wartungsarbeiten an einem Hubgerüst. Der Unfall geschah, als ein Beschäftigter mit der Hand einen Keilriemen aufziehen wollte. Dabei drehte er manuell eine der beiden Riemenscheiben. Nachdem der Beschäftigte diese über den oberen Totpunkt – den höchsten Punkt in der Drehbewegung – bewegt hatte, drehte sich die Scheibe unvermittelt von allein weiter. Dabei geriet der Mitarbeiter mit dem kleinen Finger zwischen den Keilriemen und das Rad. In der Folge kam es zu einer offenen Endgliedfraktur und einem Abriss des Fingernagels.
Die Arbeitsumgebung
Die Handverletzung ereignete sich an einer Förderanlage, die Ziegelsteine aus Ton in eine Trockenkammer befördert. Zunächst werden die Ziegelrohlinge – in Chargen hintereinander aufgereiht – von jeweils zwei Metalllatten aufgenommen. Anschließend gelangen diese beladenen Formlingsträger über einen Querförderer zum Elevator, dem Hubgerüst. Dieses befördert die Ziegel taktweise eine Etage nach oben. Auf der oberen Ebene entnimmt ein Laderechen die Träger mit den Rohlingen und setzt sie in den Trocknerwagen. Der beladene Trocknerwagen wird dann von einer automatischen Schiebebühne zum Kammertrockner transportiert und in die vorgesehene Kammer geschoben. Hier werden die Rohlinge getrocknet, sodass sie im Anschluss gebrannt werden können.
Die Unfallursache
Der Laderechen am Elevator führt im Laufe des Förderprozesses eine Hubbewegung durch, wobei die Metalllatten jeweils um fünf Zentimeter angehoben werden. Der Antrieb dafür erfolgt über Keilriemen, die im Falle von Verschleißerscheinungen durch neue ersetzt werden müssen. Bei einem solchen Wartungsvorgang hatte der Beschäftigte den alten Keilriemen entfernt. Ohne den Riemen befand sich der Laderechen zunächst in seiner unteren Position. Beim Aufziehen des neuen Keilriemens drehte der Beschäftigte die Keilriemenscheibe per Hand und hob dadurch den Rechen an. Nach circa einer halben Umdrehung überschritt die Hubbewegung ihren oberen Totpunkt. Der Rechen fuhr, angetrieben durch die Schwerkraft, nach unten und drehte dabei die Riemenscheibe weiter. Durch die plötzliche und kräftige Drehbewegung wurde der kleine Finger des Beschäftigten zwischen Keilriemen und Scheibe eingeklemmt und verletzt.
Sicherer Arbeitsprozess
Der Unfall wäre vermeidbar gewesen! Der Keilriemenwechsel erfolgt nach dem Stand der Technik und der vorhandenen Bedienungsanleitung ohne die Gefährdung des selbstständigen Weiterdrehens, wenn zuerst die Riemenscheibe gelöst und auf der Achse verschoben wird. Die Scheibe ist nun frei drehbar. In solch einem sicheren Zustand lässt sich der Keilriemen ohne Risiko auflegen. Vor dem Spannen wird die Riemenscheibe dann wieder auf der Achse befestigt.